R4-Geschichte

Im September 1956 brachte der damalige Renault-Vorstand Pierre Dreyfus die Anforderungen an einen praktischen Kompaktwagen kurz und knapp auf den Punkt: Ihm schwebte ein "volkstümliches, praktisches Auto" vor, das "ästhetischer als die Konkurrenzmodelle, aber weniger elegant als die Dauphine" sein sollte. Entsprechend standen im Lastenheft für das so genannte "Projekt 112" als wichtigste Parameter: großer und dabei variabler Innenraum bei möglichst knappen Außenabmessungen, vier Seitentüren für bequemes Ein- und Aussteigen sowie eine große Hecktür für optimale Beladung, akzeptabler Fahrkomfort auch auf schlechtesten Straßen, leichte Bedienbarkeit sowie ausreichende Motorleistung in Anbetracht der immer lebhafter werdenden Verkehrsverhältnisse.

Der im Juli 1961 auf der Frankfurter IAA der Öffentlichkeit vorgestellte Renault 4 erfüllte diese Vorgaben mit Bravour: Ein niedriger Anschaffungspreis, außergewöhnlich große Variabilität und robuste Technik verhalfen dem modern gestalteten Viertürer zu einem bemerkenswerten Verkaufserfolg. Dennoch urteilte das Fachorgan "auto, motor und sport": „Dieses Auto wird sich in Deutschland niemals verkaufen lassen.” Die Redakteure täuschten sich – bereits nach drei Jahren erreichten die Verkaufszahlen die 500.000-Grenze. Und am 1. Februar 1966 feierten die Angestellten des Renault 4-Werks auf der Île de Séguin ihre erste Million. Bis zu seinem Produktionsstopp im Dezember 1994 erreichte der weltweite Renault 4-Bestand die Acht-Millionen-Marke.


Dabei stellte der sympathische Franzose in den Augen seiner Besitzer mehr als nur ein
Fortbewegungsmittel dar: War der „Vierer” bereits ab Werk in zahlreichen Ausstattungsvarianten und Karosserie-Versionen – beispielsweise als Limousine, Cabriolet „Plein Air” oder Kastenwagen „Fourgonette” – lieferbar, so gestalteten Renault 4-Fahrer ihr Modell oftmals nach ihren individuellen Vorstellungen zu einem Unikum. Besondere Verbreitung fand der Renault 4 auf Universitäts-Parkplätzen. Dabei erwies sich der pfiffige Wagen klassenlos – Studenten fuhren damit ebenso zu den Vorlesungen wie Professoren. Mitglieder sämtlicher sozialer Schichten schätzten den Renault 4 als praktischen Begleiter im automobilen Alltag.

Selbst die Polizei vertraute auf die Qualitäten des Allround-Talents: Mit der typisch dunkelblauen Lackierung und dem weißen Schriftzug „Gendarmerie” versehen, jagte der Renault 4 manchem Verkehrssünder einen gehörigen Schrecken ein, wenn er unvermutet im Rückspiegel oder am Straßenrand auftauchte. Speziell auf den kurvenreichen französischen Landstraßen und in den Innenstädten machte er den vermeintlichen Mangel an Pferdestärken durch sein agiles und sicheres Fahrwerk oft mehr als wett.

Dieser Aspekt bescherte auch im Motorsport beachtliche Erfolge: Unter anderem bestritt ein Renault 4 in den Jahren 1962 und 1963 jeweils die berühmte Rallye Monte Carlo und schlug sich beachtlich. Bei der ersten Ausgabe des Off Road-Klassikers „Paris-Dakar” belegten die Brüder Bernard und Claude Marreau 1979 mit ihrem von der Firma SINPAR modifizierten Allrad-Renault 4 den zweiten Platz im Gesamtklassement. (Quelle: Renault-Deutschland / www.Renault.de)

Auch Spiegel-online widmete “unserem” R4 einen “Nachruf” (hier bitte klicken)